Dienstag, Januar 15, 2008

Parallelwelt

Und hier mal wieder ein Buch .... gestern fertig

Marnie Hilchenbach gehört zu jener Generation, die keinen Anzug oder gar Kostüme trägt. Die Online-Redakteurin gehört zu den Kreativen des Berufslebens, den Frei- und Querdenkern, die der Hype der Neuen Medien direkt "on top" der Karriereleiter gespült hat. "Der Spaß an der Arbeit ist uns wichtiger als eine 38-Stunden-Woche", sagt die Protagonistin in Tine Wittlers Roman Parallelwelt, als der Vorstandsvorsitzende ihrer Firma als verkörperte Gefahr im Anzug aufs Podium tritt. Ein Mikrofon hat man ihm nicht gegeben -- die "undankbare Aufgabe", die er zu verkünden hat, richtet sich ohnehin nur noch an die wenigen, die nach dem Crash der New Economy bisher übrig blieben. Bisher: Denn jetzt trifft die Kündigung auch Marnie Hilchenbach. Zuvor war Arbeitslosigkeit "so etwas wie Zwangsbeschneidung oder Schwindsucht oder Räumungsklage" für "Ungebildete ohne Abschluss oder Hauptschulabgänger vielleicht, dann noch Leute am Fließband oder Gastarbeiter2. Jetzt taucht auch Marnie in diese Parallelwelt ein.
Die Parallelwelt in Wittlers gleichnamigem Roman sind also die neuen Universen der Arbeitsämter und Stellenmärkte, in der sich die Heldin zurechtfinden muss; in Kapiteln, die mit hohlen Weisheiten der Frauenmagazine ("Jetzt freuen!"), aber auch mit Arbeitslosenmeldungen der Tagespresse überschrieben sind. Eine weitere Parallelwelt aber, darauf weist Wittler selber hin, ist ihr eigener Roman. Und der kommt derart erfrischend daher, dass man dem Buch allen Erfolg wünschen will. "Sympathisch, unaufgeregt und unterhaltsam", hat Brigitte das genannt. Bei Wittler kann man diese Weisheit aus der Parallelwelt der Literaturkritik gut zitieren.

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