Donnerstag, Oktober 26, 2006

China - Folge 3

Heute gibt es zu den bisherigen Berichten aus dem Land des Lächeln ein paar Bilder. Frisch aus China.

Zitat zu den "Spicy Chicken Claws": "die spicy chicken claws sind aus meiner Sicht höchstens als Rückenkratzer geeignet..."

Ob der Frosch und die Schlange gegessen wurde hab ich noch in Klärung. Nachtrag kommt!

Mittwoch, Oktober 25, 2006

Der Besuch der alten Dame - Friedrich Dürrenmatt


Heute mal wieder ein Buchempfehlung von mir.

Kurzbeschreibung
Im kleinen Städchen Güllen schwängerte vor vierzig Jahren Alfred Ill Kläri Wäscher, die er dann sitzen ließ. Mittlerweile ist aus Kläri Wäscher die Multimillionärin Claire Zachanassian geworden. Als solche erscheint sie jetzt wieder in Güllen, um sich zu rächen. Sie bietet der Stadt 1 Milliarde, falls jemand Alfred tötet... Eine spannende und fesselnde Handlung, die ein Bildnis für die menschlichen Laster Korruption, Versuchung und Gier ist.

Klappentext
»Reisenden, die ihren Weg über die Strecke Kalberstadt - Kaffigen nehmen, wird hiermit dringend empfohlen, in Güllen nicht auszusteigen. Das Güllener Wirtschaftswunder mit seinem kulturellen Aufschwung und seinem ganzen Wohlstand beruht auf einem Mord, verübt von den Einwohnern des freundlichen Städtchens an ihrem 65jährigen Mitbürger Alfred Ill, welcher nicht besser und nicht schlechter war als sie. Er hatte nur das Pech, vierzig Jahre zuvor an eine junge Güllnerin namens Kläri Wäscher zu geraten, die nachmals, von ihm geschwängert und sitzengelassen, in die Welt hinausging und dort zur Multimillionärin Claire Zachanassian wurde. Als solche erscheint sie jetzt wieder in Güllen und wünscht, daß Alfred Ill getötet werde...
Es ist durchaus ein Besuch aus dem Diesseits, der in Güllen eintrifft. Es ist die alte Dame Korruption, die sich am Schluß des ersten Aktes mit einem teuflisch siegessicheren »Ich warte!« ins Hotel zurückzieht, es ist die alte Dame Versuchung, die alte Dame Spekulation auf menschliche Schwäche, auf menschliche Gier - auf die menschliche Bereitschaft, sich auch an Unmenschliches und als unmenschlich Erkanntes zu gewöhnen. Und die Reaktion der Güllener Bürger ist die virulent gewordene Ausrede für diese Bereitschaft.
Wer sich noch nie einer solchen Ausrede bedient hat, wer um äußerer Vorteile willen (bestünden sie auch nur im Überleben) noch nie bereit war, sich mit menschenunwürdigen Zuständen abzufinden oder sie mitzuschaffen - wer, kurzum, vor solch alter Dame noch nie in die Knie gegangen ist: der werfe den ersten Akt nach ihr und verlasse hierauf das Theater. Die andern sind gehalten, bis zum bitterbösen Ende auszuharren.« Friedrich Torberg / NeuerKurzer, Wien
»Eines der anregendsten und fesselndsten aller Stücke, die seit dem Zweiten Weltkrieg geschrieben worden sind.« Clive Barnes / The New York Times

Dienstag, Oktober 24, 2006

China - Folge 2

Und heute eine Neue Folge aus dem Land des Lächelns ...

Großteil des Projektteams war am Freitag auf Fischmarkt. Das lief dann so ab: eine chinesische Kollegin hat eingekauft (Fische, Krebse, Tintenfisch, 4 Frösche u. eine Schlange). Habe die Tüte mit den Fröschen getragen, die in Erwartung von dem was da kommt wild rumgehopst sind. Weiter gings in Fischrestaurant. Dort wurde das ganze Getier dem Koch übergeben (nicht bevor ich noch ein Foto von einem Frosch gemacht hatte).

Eins ist sicher: beim essen wirds einem nie langweilig.

Donnerstag, Oktober 19, 2006

China - Shanghai - Leckereien

Kollege von mir ist gerade in China.....
Hier mal ein Auszug aus dem dortigen "Tischlein deck Dich" Speiseplan....
"Kleiner Blick auf den Speißeplan (damit sie sehen wie ich leide):
gestern mittag gabs in der Kantine Hähnchenherzen
gestern abend beim gemeinsamen Abendessen Köpfe von Gänsen (sauber in der Mitte durchgeschnitten)
heute mittag Meeresalgen (total salzig, igitt)"

Mittwoch, Oktober 18, 2006

was "normales"

Hallo zusammen,
mal wieder ein Einblick in den täglichen Wahnsinn. An machen Tagen ist es wirklich nur noch mit iPod "in" den Ohren auszuhalten. Wie soll man, sorry frau, sich denn auf solch spannende Themen wie Bedarfe, Werkzeugkosten, MiFri, Abschreibungen.... konzentrieren. Ich hätte echt gern ein Einzelbüro.
Ausserdem finde ich es ein Zumutung den Satz "Rückruf nicht möglich" lesen zu müssen, wenn man sich bei jemandem in den Briefkasten hängen möchte (und ich rede hier nicht von aufhängen, was sicher manchmal temporär nicht unangebracht wäre, sondern vom Telefon) den man schon Stunden (was ja noch geht) Tage (okay vielleicht in Urlaub - wobei da wenigstens das Outlook gepflegt sein sollte oder krank - auch entschuldigt) WOCHEN ... das gibbet net erreichen kann.
Na gut, dann schreibt frau ein Mail mit der Bitte um Rückruf... ist das denn normal? NEIN
Ich leide unter Müdschmerz. Und mein Nacken kann sich auch schöneres als Computersitzen vorstellen.
Nun gut - nimmer lang. Dann ist Feierabend und ich wieder mit Sack und Pack, Annett und Hund auf Streifzug gehen. Wie ich gerade höre hat Gucci auch schon ihre Stiefel an
Tschö bis dann

Mittwoch, Oktober 11, 2006

Die Chronik der Unsterblichen: Der Vampyr – Wolfgang Hohlbein

Hier handelt sich diesmal um ein Hörbuch, das wir gehört haben und gefesselt waren. Teilweise mussten wir einfach noch ne halbe Stunde im Auto vor dem Haus sitzen und wenigstens die eine CD fertig hören. Wir haben die beiden Hörbücher von Hohlbein auf der Autobahn gehört!


Osteuropa im 15. Jahrhundert Als der Inquisitor den Befehl gibt, "die Hexen zu verbrennen", besiegelt er damit auch Andrejs Schicksal. Eben noch zum erbitterten Kampf gegen den grausamen Piratenkapitän Abu Dun gezwungen, muss er nun Seite an Seite mit dem schwarzen Riesen gegen eine viel schrecklichere Gefahr kämpfen. Plötzlich stehen nicht nur sein Leben und das seines Schützlings Frederic auf dem Spiel, sondern das Schicksal ganz Transsilvaniens - und damit auch das seiner geliebten Maria, die zum Spielball finsterer Mächte zu werden droht. Auf der Suche nach ihr stößt Andrej mitten ins Zentrum gewaltiger kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen osmanischen Reiterhorden und transsilvanischen Truppen. Als ihn der düstere Fürst Dracul in seine finsteren Zwecke einspannt, droht er vollends zwischen den Mühlsteinen der feindlichen Heere zermahlen zu werden. Während Andrej alles daran setzt, um die widerstrebende Maria zu retten, stößt er auf das unfassbare Geheimnis der Unsterblichkeit. Bei dem Versuch, es vor dem gefährlichen Dracul zu verbergen, gerät alles außer Kontrolle. Bis sich der Vampyr in ihm selbst zu regen beginnt ...

Die Chronik der Unsterblichen: Am Abgrund – Wolfgang Hohlbein


Osteuropa im 15. Jahrhundert. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel wird ein kleines Dorf im fernen Transsilvanien von den grausamen Vollstreckern der Inquisition in Schutt und Asche gelegt. Die Überlebenden werden verschleppt; nur der junge Frederic entkommt dem brutalen Überfall. Als Frederic herausfindet, daß die heimtückische Tat einzig und allein dem Schwertkämpfer Andrej galt, ist es schon fast zu spät. Aber Andrej spürt den jungen Mann auf und nimmt ihn mit auf eine abenteuerliche und unglaublich gefährliche Reise quer durch Transsilvanien. Doch schon bald hegt Frederic einen furchtbaren Verdacht: Andrej, der Mann, der fast unbeschadet durchs Feuer gehen kann und die schwersten Verletzungen mühlos übersteht, muß mit dem Teufel im Bunde sein! Daß Andrej zu den letzten Unsterblichen gehört, die für ihr ewiges Leben einen hohen Preis bezahlen, ahnt er nicht.

Freitag, Oktober 06, 2006

Bandits


Emma (Katja Riemann), Luna (Jasmin Tabatabai), Angel (Nicolette Krebitz) und Marie (Jutta Hoffmann) -- vier weibliche Knackis, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Eines jedoch verbindet das Damenquartett: ihre Liebe zur Musik. Sie bilden eine Band und werden prompt gefördert -- als rehabilitierende Maßnahme. Ziemlich vorhersehbar ist das, was dann geschieht: Natürlich türmen die vier beim Transport zum ersten Gig. Natürlich gibt es zwischen den Frauen, kaum sind sie frei, Differenzen. Natürlich verstärken sich diese durch diverse Begegnungen mit der fiesen Männerwelt. Trotzdem: Die Mädels haben mit ihrer punkigen Musik richtig Erfolg!
Kein Wunder, denn die meisten der Filmsongs schrieben und komponierten die Schauspielerinnen gleich selbst. Jasmin Tabatabai war jahrelang Mitglied der Frauenband "Even Cowgirls get the Blues" und verfügt -- neben Talent und Leidenschaft -- über die nötige Erfahrung. Die Musik im Stile der "Bangles" ist denn auch das Highlight dieses Films und hilft über einige Schwächen der Handlung hinweg.
Optik, Inszenierung und schnelle Schnitte in bewährter Musikvideoästhetik sind weitere Pluspunkte des Rock'n'Roll-Märchens. Dass das Ganze trotzdem ein wenig hinkt, liegt wohl auch an den hohen Erwartungen an das Wunderkind Katja von Garnier, die sich nach
Abgeschminkt, ihrem Überraschungserfolg von 1992 und dem darauf folgenden Ruhm, erstmal wieder zu Frische und Unbefangenheit durcharbeiten musste. Als Nachfolgefilm verdient das Roadmovie Bandits durchaus Achtung. Letztlich ist es jungen, aufwendigen Produktionen wie dieser zu verdanken, dass sich der deutsche Film in den letzten Jahren wieder 30% des heimischen Kinomarktes zurückerobern konnte.

CD CD CD CD CD
Dazu gibt es natürlich auch die CD mit der Filmmusik. Ich kann sie nur empfehlen. Sehr schöne Musi – und mein absoluter Lieblingstitel ist die Nummer 6

„Another Sad song“

And I'm sitting alone with my guitar slightly out of tuneand it's a loving night in Juneand I try to write a song with a happy summer melody like I have tried so many times before But I couldn't really tell you what is wrong but all that comes out is another sad song maybe it's because I slept too long and nobody called me on the phone Maybe I should hit town, have some fun do small-talk and drink, 'til the morning-sun maybe I should buy a brand-new dress or learn a useful game like chess Another lonely night turns to day with another hair of mine turning grey no, I can't really tell you just what is wrong, my dear but still, what comes out is another sad song

Skandal

Am Feiertag (den Tag der Deutschen Ost und West) hatten wir Besuch. Und ich musste schreckliches feststellen. Es gibt noch Menschen die den Film BANDITS nicht kennen. Bandits mit Katja Riemann und Jasmin Tabatabai – wie geht das denn?
Es geht – ein Grund mehr diesen Film, den es erst auf Video gab(einige von euch wissen vielleicht mehr was das ist *g*) und inzwischen auch auf DVD zu finden ist.

Mittwoch, Oktober 04, 2006

Noelle Chatelet – Mit dem Kopf zuerst


Denise ist ein Mädchen – aber nur dem Namen nach. Sie fühlt sich nicht wie eins, im Gegenteil: Denise möchte ein Junge sein. Am Ende der Kindheit stellt sich heraus: Sie ist auch einer - jedenfalls halb. Denn im Körper von Denise existieren beide Geschlechter, Junge und Mädchen. Sie bekommt Brüste, aber auch einen kleinen Penis. Nach langen schmerzhaften Kämpfen mit dem Anderssein und der eigenen Identität fällt Denise eine Entscheidung: Sie will Paul sein, nur noch Paul.
Die Autorin Noelle Chatelet beschreibt in ihrem Roman „Mit dem Kopf zuerst“ die Wandlung von Denise zu Paul einfühlsam und ohne Voyeurismus oder moralischen Zeigefinger? Die Geschichte bewegt, auch deshalb, weil sie aus der Ich-Perspektive geschrieben ist. Chatelet schafft es mit ausgefeilten Bildern und einer sehr musikalischen Sprache, einen Einblick in Denise/Pauls Seele zu vermitteln. Das Leiden am eigenen Anderssein, die Erniedrigungen durch unverständige Mitmenschen, der Wunsch nach einem anderen Körper, die Liebe zu einem Mädchen: All’ das erlebt die Leserin unmittelbar mit Paul/Denise. Aber gerade durch die intensive, poetische Erzählweise wird vieles verwischt, was interessant gewesen wäre. Denise/Pauls Eltern reagieren extrem verständnisvoll und unterstützen ihr Kind in allem, was es tut. Ist das wirklich realistisch? Und Denise/Pauls erste Liebe wendet sich irgendwann ab – aber warum? Sie wusste von Denise/Pauls Zweigeschlechtlichkeit, wieso sie aber eines Tages nach jahrelanger Zuneigung urplötzlich aus Denise/Pauls Leben verschwindet, bleibt offen. Was Chatelet in ihrem Buch überhaupt nicht hinterfragt, sind die Geschlechterrollen, die Kindern, auch Denise, zugeschrieben werden. Der Vater wünscht sich einen Sohn, das angebliche Mädchen hasst Röcke, erst als Junge kann sie ein Mädchen lieben. Das dies nicht weiter thematisiert wird, ist ärgerlich. Dennoch hat Chatelet ein wichtiges Buch über ein Tabuthema geschrieben. Das Ringen von Denise/Paul mit dem eigenen Körper und der eigenen Identität ist bewegend, und wer das Buch einmal angefangen hat, kann es sicher nicht wieder weglegen.

Scissor Sisters - Ta-Dah


Eine nostalgische Band aus New York. Nennen sich Scissor Sisters. Hauptakteure: die Sänger Jake Shears und Ana Matronic, gestützt vom Mastermind/Keyboarder Babydaddy sowie Schlagzeug ('Paddy Boom') und Gitarre ('Del Marquis'). Bei ihnen verschmelzen Anleihen von Queen, Bowie, Bee Gees und 70er Jahre Disco zu einem neuen furiosen Sound. Der widerum süchtig machen kann. Man höre sich nur das Pink Floyd Cover "Comfortably Numb" an: aussergewöhnlich, umwerfend. Und am allerbesten, Partylaune wird garantiert.


Ich kann die CD nur empfehlen. Gute Laune wird bei einer solchen Musik geweckt!

Wladimir Kaminer – "Karaoke"


Als Koch internationaler Gerichte genießt
Wladimir Kaminer in der deutschen Literaturszene einen feinen Ruf. Das Rezept des Berliner Autors: scharfe Beobachtung garniert mit dem Blick fürs Wesentliche, gewürzt mit einer Prise Szene-Zeitgeist. Daraus formt der deutsch-russische Punkrock-DJ mundgerechte Häppchen in Form von witzigen Anekdoten und hintergründigen Geschichten. Bestseller wie Russendisko sind das satte Ergebnis.
Nun dreht sich im Buch Karaoke fast alles um Musik. Zunächst greift Wladimir Kaminer die bestens bekannte Russendisko wieder auf. So lernt der Leser den Türsteher kennen, der nur BBPs abweist, also „Besonders Betrunkene Personen“. Ganz wie in Kaminers Leben führen die weiteren Geschichten von der Hauptstadt der Sowjetunion ins frisch vereinigte Deutschland nach Berlin. Wenn dort in brechend vollen Kneipen Besoffene laute Musik hören, fühlen sich Zartbesaitete weniger wohl. Denn auch wenn die wilden Jahre des Autors längst passé sind -- gemäßigter Pop hat bis heute in der Russendisko nichts verloren.

Kaminer läuft zu Hochform auf, wenn deutsch-russische Gemeinsamkeiten und Befremdliches aufeinander stoßen. So lieben Deutsche und Russen Volksmusik gleichermaßen. Die hierzulande berühmten Don-Kosaken-Chöre kennt dort trotzdem kein Mensch. Zudem erfahren wir, wie Amanda Lear einmal die alte Sowjetunion mächtig aufmischt -- und wie sich die Band Rammstein für die Völkerverständigung einsetzt. Schließlich verraten Mädchen hinter Gittern, was Singen mit Freiheit zu tun hat.
Kaminer ist ein bunter Botschafter deutsch-russischer Freundschaft -- auch wenn der Bestseller-Autor ein wenig in den frühen Jahren nach dem Mauerfall zu verharren droht. Unter dem Strich beweist der Berliner erneut, dass selbst in Zeiten des postmodernen Potpourri die schwere (sowjet-)russische Seele und gesamtdeutscher Schwermut gut zueinander passen. Und aus diesem Mischgemüse werden wieder witzige Geschichten kreiert. Die bewährten Zutaten sorgen für eine herzhafte Lektüre, die der Leser schnell verschlingt. --Herwig Slezak KurzbeschreibungWie tanzt man als Pinguin »Die Eroberung des Nordpols« im Volksballett-Kollektiv? Warum sehen die Mitglieder der Popband »Der kuschelige Mai« alle aus wie junge Gorbatschows? Und wieso funktioniert der Kassettenrekorder Romantiker 306, ein Wunderwerk sowjetischer Technologie gebaut aus Abfällen der Raketenindustrie, nur auf heimischem Territorium? Von diesen Mysterien und von anderen Begegnungen mit der Welt der Musik erzählt Wladimir Kaminer in seinem neuesten Buch. Alles begann damit, dass ihm seine Klassenlehrerin Klavierunterricht verordnete, damit er in seiner Freizeit nicht auf dumme Gedanken kam. Statt des Klaviers bekam der junge Wladimir Kaminer eine Sperrholzgitarre, und seither versucht er, das Geheimnis der Musik zu ergründen. Dabei geht er nicht zuletzt auch der Völker verbindenden Kraft der Musik nach, von sozialistischen Verbrüderungsliedern bis hin zu seiner berühmten Russendisko...

Hier eine Leseprobe:
Eine Revolutionslegende besagt, dass Lenin die Literatur und die bildende Kunst nicht leiden konnte, dafür aber ein großer Musikliebhaber war. Kurz bevor er starb, hatte Lenin geheime Anweisungen für die Genossen hinterlassen, die die sowjetische Kulturpolitik in der nächsten Zeit bestimmen sollten: »Angesichts des völligen Analphabetismus der Bevölkerung bleiben unsere wichtigsten Künste die Musik und der Zirkus«, stand dort schwarz auf weiß. Die Literaten und Maler erschossen sich oder gingen ins Exil. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, Volksorchester und Musikbrigaden zu gründen.
In dieser Zeit entstanden epochale Musikwerke, die eine Mischung aus Musik und Zirkus darstellten. Eine »Rote Oper« mit Pferden, Vokalisten, Akrobaten und mehreren hundert Schauspielern fuhr von Moskau nach Turkistan und veranstaltete überall revolutionäre Open-Air-Konzerte. In Baku schuf der rote Komponist Avraamov eine Symphonie mit der ganzen Kaspischen Flotte und einer Blockflöte. An der Aufführung nahmen zwei Artillerie-Regimenter teil, eine Maschinengewehr-Brigade, mehrere Wasserflugzeuge und alle Hafenbetriebe der Stadt. Die Partitur dieses beeindruckenden Werkes las sich wie ein Wagner-Fiebertraum: Nach der fünften Salve des ersten Artillerie-Regiments setzten die Sirenen des dritten Hafenwerkes ein, nach der zehnten Salve begann das Stakkato der Maschinengewehre. Der Komponist selbst stand am Ufer und spielte dazu ein Solo auf seiner Blockflöte. Aus heutiger Sicht wirkt eine solche Inszenierung übertrieben, doch der Musikzirkus ist nach wie vor die volksnaheste Kunst, Beispiel Musikantenstadl.
Das Theater ist elitär und kopflastig: Je revolutionärer die Theatermacher, desto spießiger ihre Kunst. Die Bücher sind meistens dick, nicht illustriert und preisgebunden, das Fernsehen macht auf Dauer dumm und schläfrig. Nur die Musik und der Zirkus halten die Bürger wach.
Die erste Musik meines Lebens kam aus einem Radioempfänger in der Küche, der so hoch an der Wand hing, dass ich ihn nicht einmal auf einem Hocker stehend ausschalten konnte. Dieses Radio ging mir furchtbar auf die Nerven. Als Kind musste ich früh aufstehen, damit meine Eltern mich im Kindergarten abgeben und zur Arbeit gehen konnten. Draußen war es noch dunkel, wenn das Radio um sechs Uhr von alleine zu spielen anfing, zuerst kam die sowjetische Hymne, dann folgten aufdringliche Melodien zur Einstimmung der Bevölkerung auf den Arbeitstag, und um sieben kam die humoristische Sendung Bleib gesund!, deren Moderator von unserem ganzen Kindergarten-Kollektiv aus vollstem Herzen gehasst wurde. Doch egal, wie sehr wir diesen Musikzirkus verabscheuten, er hielt uns wach.
Später war es dann die Rockmusik auf Underground-Konzerten, die mich aus dem Dornröschenschlaf eines sowjetischen Schülers riss. Und noch später spielte, egal was ich machte und wohin ich ging, immer irgendeine Musik im Hintergrund. Es war also nur eine Frage der Zeit, wann ich ein DJ wurde. Denn wer bleibt immer wach, wenn die anderen schlafen? Wer tanzt, wenn die anderen stehen und liegen, wenn sie nicht mehr können, wenn sie sich besaufen und umfallen, wenn sie nach Hause gehen? Der DJ ist Herr über den Musikzirkus der Gegenwart. Diese Leute sind Helden der Arbeit, manche können drei Tage hintereinander ohne Pause auflegen. Was, spielt dabei keine Rolle, Hauptsache, es kracht.
Es gibt Volltreffer-DJs – sie setzen auf Songs, die alle kennen und aus dem Stand nachpfeifen können, die gut zum Tanzen geeignet sind, aber allen, einschließlich dem DJ selbst, total auf den Wecker gehen. Die anderen, die so genannten Loser-DJs, stehen auf musikalische Werke, die ein Stückchen daneben liegen, von einem Volltreffer aus gesehen. Dabei machen sie aber mit aller Kraft deutlich, dass dieses Schräge gerade geplant ist, weil Mainstream unsäglich ist und sie schon immer scharf darauf waren, etwas daneben zu liegen. Dann gibt es noch Revoluzzer-DJs, die echte Revoluzzer-Songs allen anderen vorziehen. Diese Songs sind verdammt gut, sehr anstrengend zum Anhören und überhaupt nicht tanzbar. Es kümmert aber die Revoluzzer-DJs nicht, wie sie beim Publikum ankommen und ob ihre Musik tanzbar oder nicht tanzbar ist. Es geht ihnen um nichts weniger als um die Revolution. Bei unserer Russendisko mischen wir alles durcheinander, Hauptsache, es heizt an: ein Volltreffer, zwei Loser, ein revolutionäres Lied und noch einmal das Ganze von vorn. Man hat nie mehr als drei Minuten Zeit, um darüber nachzudenken, was als Nächstes kommt – und alles, was man zu Hause vorbereitet hat, taugt nichts.
Dieses Handbuch ist an den vielen Party-Abenden entstanden, in den Nächten, die ich hinter dem DJ-Pult verbracht habe. Manche Seiten entstanden im Keller des Kaffee Burger, zwischen Bierkisten und Weinkartons, wenn ich mir während der Disko eine Pause gönnte. Deswegen hat dieser Text keinen Anfang und kein richtiges Ende, man weiß nie, was als Nächstes kommt. Dafür wird in diesem Buch viel gesungen, getanzt und rumgemeckert, weil DJs ja eigentlich unglaubliche Nörgler sind. Wenn sie alle – die Volltreffer, die Loser, die Revoluzzer – irgendwann vor ihrem Musikgott stehen, jeder vor seinem eigenen natürlich, wird er sie sicher nicht fragen, welche Musikrichtung sie bevorzugten und welche Bands ihrer Meinung nach die besten seien. Nein, das wird er nicht. »Wie war die Stimmung?«, wird der Musikgott fragen. »Habt ihr da unten richtig auf den Putz gehauen? Habt ihr alles weitergegeben, was euch gegeben wurde, und hat es euch Spaß gemacht?«
»Ja! Ja!«, werden die Volltreffer, die Loser und die Revoluzzer rufen.
»Dann ist es gut«, wird der Musikgott sagen. »Packt schnell eure besten Platten zusammen, und welcome to Level II.«
Er wird sie alle lieben. Denn Gott ist auch ein DJ.

Sten Nadolny– Die Entdeckung der Langsamkeit

Der preisgekrönte Roman Die Entdeckung der Langsamkeit von Sten Nadolny behandelt – wie fast alle seine Bücher – das Thema Reisen. Dabei mischt der Autor authentische Ereignisse mit fiktionalen Elementen.Inhalt: Der Roman erzählt das Leben des englischen Seefahrers und Nordpolforschers John Franklin (1786–1847), der schon als Jugendlicher an Seeschlachten teilnahm (Kopenhagen 1801, Trafalgar 1805). Sein Lebensziel war die Entdeckung der Nord-West-Passage nördlich des Nordamerikanischen Festlandes, der Verbindung von Atlantik und Pazifk. Nach zwei Arktisexpeditionen war Franklin kurzzeitig Gouverneur in Australien, bevor er auf der dritten Forschungsreise einen Schlaganfall erlitt und mit seiner Mannschaft im ewigen Eis starb.Die Entdeckung der Langsamkeit ist zugleich Abenteuer- wie Entwicklungsroman. Nadolny greift die biografischen Fakten aus dem Leben Franklins auf, ergänzt das Porträt des Kapitäns jedoch um einen wesentlichen Punkt: Franklin ist ein langsamer Mensch, im Denken, Sprechen und Handeln, eigentlich zu langsam für die moderne Zeit der industriellen Revolution. Die vermeintliche Schwäche des Außenseiters wird jedoch als Ausdauer, Gründlichkeit und Gelassenheit zur Stärke. Franklin entzieht sich der Beschleunigung des Zeitalters und setzt ihr seine Haltung und Anschauung entgegen, nach der jedes Individuum seinen Fähigkeiten entsprechend einen sinnvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten kann. Damit ist er zugleich Kritiker der modernen Zivilisation wie als Forscher deren typischer Vertreter. Franklins Langsamkeit erscheint geradezu als Voraussetzung für eine humane Gesellschaft, getragen vom Respekt der Menschen untereinander und einem verantwortungsvollen Umgang. Sein Prinzip bewährt sich sowohl auf der Polarexpedition wie in der Liebe. Zum Scheitern verurteilt ist lediglich sein Versuch, sein Vorgehen als Gouverneur einer Strafkolonie in der Politik einzuführen. Dennoch bleibt letztlich die Botschaft, dass seine umsichtige, bedächtige Art zum Frieden zwischen den Menschen und Völkern beiträgt.Wirkung: Bereits drei Jahre vor Veröffentlichung des Romans erhielt Nadolny für das fünfte Kapitel den Ingeborg-Bachmann-Preis. Das Werk gilt bei Kritik und Publikum als das beste des Autors und wurde in alle Weltsprachen übersetzt. P. Z.

Vor ner ganzen Weile

So ihr lesenden dieses Blogs. Ich weiss, es liegt mal wieder ne Weile zurück. Entschuldigungen kann man sicher immer genügend finden.
Es ist halt wie es ist.

Ich werde künftig wenigistens versuchen meine Buchempfehlungen, CD-Tipps oder meiner Meinung nach sehenswerten Filme zu bloggen.